Grundstein für Jugendanstalt Hamburg gelegt - Gefängnisbau startet in die nächste Bauphase
Im Hamburger Stadtteil Billwerder entsteht derzeit das modernste Jugendgefängnis Deutschlands. Die Jugendanstalt Hamburg, die seit über 100 Jahren auf der Elbinsel Hahnöfersand beheimatet ist, soll 2026 in den Südosten Hamburgs umziehen. Mit der Grundsteinlegung und dem Start für den Rohbau rückt die Fertigstellung des Neubaus ein großes Stück näher.
Auf dem etwa 8 Hektar großen Areal, das sich direkt an die Justizvollzugsanstalt Billwerder anschließt, sollen insgesamt 218 Plätze im geschlossenen und offenen Justizvollzug für Jugendliche entstehen. Davon sind 18 Plätze für die sozialtherapeutische Abteilung des Jugendvollzugs vorgesehen. Hinzu kommen 20 Plätze im Jugendarrest.
Die neue Mauer und der Trennzaun zwischen der JVA Billwerder und der künftigen Jugendanstalt Hamburg stehen bereits. Ebenfalls fertig ist auch der umlaufende Graben. Im nächsten Schritt soll im August 2023 mit dem Rohbau begonnen werden. Bis dahin müssen nur noch die letzten Rammpfähle ins Erdreich eingebracht werden.
Anna Gallina, Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz: „Wir haben den gesetzlichen Auftrag, Gefangene zu resozialisieren. Straffällig gewordene Menschen sollen wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückfinden und das gilt natürlich besonders für Jugendliche und Heranwachsende, die erst am Anfang Ihres Lebenswegs stehen. Dafür brauchen wir gute Haftbedingungen, die wir hier schaffen! Billwerder bietet den Vorteil, dass wir hier eine stadtnahe Resozialisierung ermöglichen können und die besten Rahmenbedingungen für die Ausbildung, Qualifizierung, Behandlung und Beratung der jungen Gefangenen schaffen. Gleichzeitig verbessern wir aber auch die Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeitenden und schaffen eine Umgebung, die ihnen ihren Arbeitsalltag erleichtert und sie bei ihren wichtigen Aufgaben unterstützt.“
Martin Görge, Geschäftsführer Sprinkenhof GmbH: „Heute legen wir den Grundstein für ein gesellschaftlich enorm wichtiges Projekt, aber auch für einen modernen Gebäudekomplex mit einem hohen Nachhaltigkeitsanspruch für unsere Stadt. Wir realisieren 12 Neubauten mit jeweils einem 55-Energieeffizienzstandard und der Nutzung der Vorteile aus Solar- und Gründach. Durch die PV-Anlage rechnen wir mit einer CO2 Ersparnis von voraussichtlich ca. 83 Tonnen pro Jahr im laufenden Gebäudebetrieb. Wir freuen uns, dieses spannende Projekt mit allen Beteiligten zu realisieren und wünschen einen reibungslosen und unfallfreien Bauverlauf.“
Peter Vetter, Leiter Jugendanstalt Hamburg: „Erziehung ist seit dessen Gründung der Markenkern des Hamburger Jugendvollzugs, der von Bedienstetengeneration zu Bedienstetengeneration weitergegeben, weiterentwickelt und gelebt wurde. Die Mitarbeiter:innen des Hamburger Jugendvollzugs sind das unersetzbare Startkapital für eine erfolgreiche Fortführung und Fortentwicklung des Jugendvollzuges an dem neuen Standort. Und ich freue mich sehr, wenn genau diese engagierten und erfahrenen Bediensteten, die Jugendvollzug täglich leben, die hier entstehende Anstalt mit all ihren baulichen und technischen Möglichkeiten übernehmen, die neuen Räume mit ihren Erfahrungen ausfüllen und sie zu einem lebendigen, den Aufgaben und Ideen des Jugendvollzuges verpflichteten Ort machen.“
Bei der Konzeption der Anstalt wurde sowohl auf die Bedürfnisse der Jugendlichen und Bediensteten als auch auf die von externen Mitarbeitenden geachtet. Es entsteht ein Ausbildungsgebäude mit einem arbeitsmarktorientierten Angebot und einem Schwerpunkt auf Bildung. Eine Freifläche mit diversen Sportangeboten soll den Gefangenen ein aktives und soziales Miteinander ermöglichen. Daneben ist ein Multifunktionsgebäude geplant, das vor allem kreative Arbeiten fördert. Ein Beratungszentrum für externe Mitarbeitende, wie Fallmanager:innen, Suchthelfer:innen, Schuldnerberater:innen oder Seelsorger:innen, sorgt künftig für bessere Arbeitsmöglichkeiten vor Ort. Die Gebäude werden zudem klima- und energieeffizient gebaut und umgesetzt. Die Dächer sollen zu 50% begrünt und teilweise mit einer Photovoltaikanlage mit insgesamt 1200 m² ausgestattet werden.
Insgesamt bietet der neue Standort den Vorteil einer stadtnahen Resozialisierung durch kürzere Wege und eine bessere Anbindung. Ein weiteres Ziel war eine baulich begünstigte Gewaltprävention. Deshalb ist die Anstalt einsehbar und übersichtlich geplant. Kürzere Wege als auf Hahnöfersand optimieren hierbei die Arbeit der Bediensteten und gewährleisten auch mehr Sicherheit im Vollzugsalltag.
Gebaut wird die Jugendanstalt von der städtischen Sprinkenhof GmbH, sie wird somit in das sogenannte „Mieter-Vermieter-Modell“ der Hansestadt Hamburg überführt. Das Modell bietet den Vorteil, dass ein städtisches, auf Immobilien spezialisiertes Unternehmen den Bau und die Bewirtschaftung der Gebäude übernimmt.