Finanzierungs-Schub macht Sanierung der St. Pauli-Traditionsclubs „Gruenspan“ und „Indra“ möglich
Die beiden legendären St. Pauli Livemusikclubs „Gruenspan“ und „Indra“ in der Großen Freiheit stehen vor einer umfassenden Sanierung, die auch die darüber liegenden Wohnungen einbezieht. Hinsichtlich des „Gruenspans“ ist die Dringlichkeit hoch. Das Gebäude muss grundlegend saniert werden. Die bisher durchgeführten Maßnahmen sind nicht für eine dauerhafte Nutzung ausgelegt. Da die Planungen sehr weit fortgeschritten sind, kann die Sanierung im Sommer 2025 beginnen. Nachdem eine Bundesförderung im September 2024 nicht zustande gekommen ist, soll nun im Rahmen der Haushaltsberatungen der Bürgerschaft entschieden werden, dass die Stadt Hamburg die Gesamtmaßnahme mit 14,3 Mio. Euro aus Restmitteln des Sanierungsfonds der Bürgerschaft und Reservepositionen der Finanzbehörde unterstützt. Zusammen mit Eigenmitteln der zur Finanzbehörde gehörenden Sprinkenhof beläuft sich das Volumen des Gesamtprojekts auf 18,9 Mio. Euro. Ein geeigneter Interimsstandort zur Überbrückung notwendiger Schließzeiten in der näheren Umgebung ist bereits in Aussicht.
Das Grundstück, auf dem das „Gruenspan“ und das „Indra“ beheimatet sind, befindet sich seit 1999 im Besitz der Sprinkenhof, der zur Finanzbehörde gehörenden gewerblichen Immobiliengesellschaft der Stadt. Die Mietverhältnisse mit den Clubs sollen fortgeführt werden, dies schließt auch die Wohnungen in den Obergeschossen ein. Die Entwurfsplanung für die Gesamtmaßnahme soll im Februar 2025 abgeschlossen werden. Das dahinterliegende Projektgrundstück des zur Finanzbehörde gehörenden Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) soll zudem zukünftig für das zu realisierende Projekt „Azubiwohnheim“ der Hamburger Stadtwirtschaft genutzt werden, was die Gesamtplanung an der Großen Freiheit abrunden wird.
Finanzsenator und Sprinkenhof Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Andreas Dressel: „Die Club-Szene in der Großen Freiheit ist legendär – für St. Pauli, für Hamburg - und weit darüber hinaus. Wir alle wollen, dass das so bleibt: Was wäre Hamburg ohne die Clubs in der Großen Freiheit? Als sich im September im Bundestag abgezeichnet hat, dass die Bundesförderung leider nicht zustande kommt, war Gefahr im Verzug. Landespolitik, Behörden, Sprinkenhof und Betreiber haben sich untergehakt und einen Weg gefunden, damit die Sanierung auch ohne Bundesförderung gelingt. Und wir legen noch einen drauf: Auf dem Nachbargrundstück plant meine Behörde ein Azubi-Wohnheim für die Hamburger Stadtwirtschaft. Zusammen mit der weiteren Quartiersentwicklung in der Großen Freiheit wird das ein tolles und für Gäste und Bewohner gleichermaßen tolles Miteinander an einer der spannendsten Stellen der Stadt! Danke an alle Beteiligten für dieses Unterhaken in finanziell herausfordernden Zeiten!“
Kultursenator Dr. Carsten Brosda: „Das ‚Gruenspan‘ hatte sich 2018 anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums selbst als ‚Mutter aller Clubs‘ bezeichnet. Das Indra könnte dann wohl als ‚Mutter der Beatles‘ in Hamburg bezeichnet werden. Dies zeigt, wie sehr ‚Gruenspan‘ und ‚Indra‘ die Musik- und Clubkultur Hamburgs prägen. Beide Spielstätten repräsentieren eine große kulturelle Tradition und prägen heute mit ihrer musikalischen Vielfalt die Kulturstadt Hamburg. Mit dem Wandbild der beiden Künstler Werner Nöfer und Dieter Glasmacher von 1968 sind sie zudem bedeutende Denkmäler. Dass wir nun gemeinsam die Sanierung dieser Ikonen des Kiez‘ auf den Weg bringen können ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie wir die Clubkultur in Hamburg stärken.“
Ralf Engelhardt, Bereichsleiter Asset Management Sprinkenhof GmbH: „Im Sinne einer auch zukünftig attraktiven Hamburger Clubszene verfolgen wir gemeinsam mit Senat und Bürgerschaft das Ziel, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen in unseren Clubs zügig anzugehen. Darunter sind das ‚Gruenspan‘ und das ‚Indra‘ besonders hervorzuheben. Neben dem Mindestziel, die Besucher*innenzahlen zu erhalten, stehen größere, wettbewerbsfähige Saalkapazitäten im Fokus. Darüber hinaus ist für beide Clubs weiterhin eine bedeutende Rolle für das sich gerade in Entwicklung befindende Areal um die Große Freiheit 58-70 hinsichtlich einer attraktiven, städtischen Quartiersentwicklung vorgesehen.“
Timur Börü, geschäftsführender Gesellschafter Gruenspan GmbH: „Wir freuen uns sehr darüber, dass das ‚Gruenspan‘ in der Großen Freiheit 58 bleiben wird, auch wenn wir für die umfassenden Sanierungen in eine Ersatzspielstätte ausweichen müssen. Dass das umfangreiche Vorhaben nach der langen Planungsphase in die Umsetzung geht, ist eine große Erleichterung. Dank der konkreten Aussicht auf einen gut geeigneten Interimsstandort blicken wir optimistisch auf die bevorstehende Sanierung und auf die Rückkehr in ein modernes ‚Gruenspan‘ mit historischem Charme. Wir danken für die Unterstützung der Stadt Hamburg und aller Beteiligten.“
Vorgesehen sind Fassadensanierungen und brandschutztechnische Verbesserungen in beiden teils denkmalgeschützten Clubs. Um die Statik des Gebäudes zu verbessern, wird an der Südseite des „Gruenspan“ eine neue Fassade als zusätzliches Tragsystem vor die bestehende Außenhülle gesetzt. Auf der neuen Fassade wird auch das 500 m² große Wandbild der Künstler Werner Nöfer und Dieter Glasmacher von 1968 neu aufgetragen. Darüber hinaus werden die Neben- und Technikflächen erweitert – so wird der Club durch einen Neubauteil im Backstage-Bereich vergrößert. Durch diese Maßnahmen kann die aktuelle Kapazität von etwa 900 auf 1.100 Personen erhöht werden, was sicherstellt, dass das „Gruenspan“ auch zukünftig wettbewerbsfähig bleibt.
Auf dem Grund des heutigen „Gruenspan“ befand sich bereits 1889 der erste Hamburger Tanzsalon namens „Palmengarten“. Danach folgten Umbauten, verschiedenste Besitzer:innen und Nutzungen. Ob als Konzerthalle, Tanzlokal, „Hippodrom“ oder Lichtspielhaus. Seit den 1960er Jahren wurde das Objekt wieder als Tanzpalast genutzt und erhielt seinen Namen Grünspan (heute Gruenspan) zu Ehren des jüdischen Freiheitskämpfers Herschel Feibel Grynszpan. Das „Indra“ verfolgt ebenfalls eine lange Tradition, es gilt als einer der ältesten Clubs in Hamburg. Mit Eröffnung im Jahr 1960 wurde es zu einem bedeutenden Ort für die Entwicklung der Hamburger Musikszene, insbesondere für Rock- und Beatmusik. Am 17. August 1960 spielten hier erstmals die Beatles.