Architektur-Team für Modernisierung des MARKK steht fest
Das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) stellte heute zusammen mit Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, die Architektengemeinschaft vor, die in den kommenden Jahren nicht nur die umfassende Modernisierung des Museumsgebäudes, sondern auch die Erneuerung der Dauerausstellung umsetzen wird. Ziel ist es, das Museum als einen attraktiven Ort der Begegnung und des Wissens für die Zukunft zu gestalten. Hierfür haben die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Freie und Hansestadt Hamburg insgesamt 123 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Im Rahmen eines EU-weiten Vergabeverfahrens wurden die international renommierte Architektin Lina Ghotmeh, Paris, von Lina Ghotmeh — Architecture, und das bekannte Hamburger Team BIWERMAU Architekten BDA ausgewählt.
Das MARKK gehört zu den bedeutendsten ehemals ethnografischen Museen Europas. Das Gebäude an der Rothenbaumchaussee wurde nach den Plänen des Architekten Albert Erbe für das damalige Museum für Völkerkunde errichtet und im Jahr 1912 eröffnet und hat sich seitdem kontinuierlich gewandelt.
Seit 2017 hat das MARKK einen Prozess der inhaltlichen und strategischen Neuausrichtung begonnen, hin zu einem international vernetzten und wahrgenommenen Museum, das uns die Kulturen und Künste der Welt näherbringt. Das Haus stellt hierfür unter anderem seine Sammlungen in vielfältigen Kooperationen, unter anderem mit Herkunftsgesellschaften oder zeitgenössischen Künstler und Künstlerinnen neue Zusammenhänge, macht kolonial geprägte Bezüge sichtbar und geht offen und kritisch mit seiner Geschichte um.
Mit der neuen Dauerausstellung sollen die bedeutenden und weltumspannenden Sammlungen des Museums größere Sichtbarkeit gewinnen und in die Stadtgeschichte eingeordnet werden. Dabei geht es auch darum, die Verflechtung der Sammlungen mit den globalen Handelsbeziehungen und die Rolle der Handelsstadt in der Kolonialgeschichte Deutschlands sichtbar zu machen.
Eine neue Dauerausstellung soll die Attraktivität des Museums entscheidend erhöhen und sowohl die Bedeutung des Hauses für den Städtetourismus steigern als auch die diverse Stadtgesellschaft ansprechen und zunehmend zu einem Lernort für Schulen werden. Neben den Bezügen zur Stadtgeschichte werden die Präsentationen Themen der Gegenwart mit den Sammlungsbeständen verknüpfen und ein besonderes und neuartiges Besuchserlebnis bieten. Neben herkömmlichen Konzepten von „Ausstellen“ soll sich das Museum auch zu einem allgemein zugänglichen Ort des Zusammenkommens, des Austauschs, der Partizipation und der Interaktion weiterentwickeln. Als Wohnzimmer der Stadt sollen sich Ausstellungsräume mit diskursiven und performativen Räumen der multisensorischen Wissensvermittlung und Erfahrung verbinden, mit ruhigen Rückzugs- und Lernorten, mit Einkaufsbereich und Gastronomie. Diese Funktionen sollen in Zukunft stärker miteinander verschränkt werden, um den vielfältigen Bedürfnissen der Gesellschaft zu entsprechen und somit als Aufenthaltsort „Museum“ attraktiver zu werden.
Die dringend erforderliche bauliche Erneuerung unterstützt diese inhaltliche Neuausrichtung und wird dem Museum ermöglichen, Publikumsbereiche an zeitgemäße Standards anzupassen. Als entscheidende bauliche Veränderung soll unter anderem ein neuer barrierefreier Eingang geschaffen werden, der baulich und optisch den Zugang zum Museum erleichtern soll. Hierdurch und durch eine vom Museumsbetrieb unabhängige Gastronomie im Außenbereich wird sich das Museum noch stärker in die Stadt öffnen. Die Publikumsbereiche werden so verändert, dass das Museumserlebnis individuell, in der Gruppe oder mit der Familie für alle Altersgruppen durch zusätzliche Aufenthaltsbereiche, ausgebauten Sitzmöglichkeiten und optimierter Klimatisierung an Attraktivität gewinnt. Auch für Vermietungen wird es neue Räume geben, mit denen das MARKK als Veranstaltungs- und Austragungsort an Popularität gewinnen soll. Der Einbau von zusätzlichen Fahrstühlen und die Modernisierung der technischen Anlagen schaffen die Grundvoraussetzungen für ein zukunftsfähiges Gebäude.
Die konkreten Planungen, auch zum Ablauf und Zeitplan, beginnen jetzt. Die Modernisierung soll Anfang der 2030er Jahre abgeschlossen sein.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Das MARKK wird zunehmend zu einem Museum, an dem wir die kulturelle Vielfalt unserer globalisierten Welt und die Verflechtungen ihrer Geschichten verstehen können. Es lädt eine diverse Stadtgesellschaft dazu ein, sich zu begegnen und über die Sammlungen und Ausstellungen des MARKK miteinander in den Austausch zu kommen. Wir brauchen diese Orte, die Lust darauf machen ein tieferes Verständnis für unterschiedliche Lebens- und Erfahrungswelten zu erfahren. Mit LINA GHOTMEH ARCHITECTURE und BIWERMAU haben wir ein international renommiertes Architekt:innenteam gewonnen, das mit der umfassenden Modernisierung den begonnenen Weg des Wandels und der Öffnung des MARKK erfolgreich fortführen wird. Sie verstehen es, mit Respekt vor dem denkmalgeschützten Gebäude und seiner Geschichte in der Stadt das MARKK in die Gesellschaft und in die heutige Zeit zu öffnen.“
Prof. Dr. Barbara Plankensteiner, Direktorin Museum am Rothenbaum (MARKK): „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit einem herausragenden Architekt:innenteam, das zwei wichtige Perspektiven auf unser Haus, seine Inhalte, Geschichte und Zukunft in sich vereint. Wir sind begeistert, dass wir LINA GHOTMEH ARCHITECTURE und BIWERMAU für unser Projekt gewinnen konnten. Die zukünftige neue Dauerausstellung, die Modernisierung des historischen Gebäudes und seiner Publikumsbereiche, deren bessere Zugänglichkeit und die moderne technische Infrastruktur sind ein großes Geschenk für unser Museum und eröffnen ihm neue Möglichkeiten, auf die wir schon lange gewartet haben. Damit können wir uns in Hamburg, national und international, nicht nur inhaltlich, sondern auch gestalterisch und räumlich als zukunftsweisendes Museum der Kulturen und Künste positionieren.“
Jan Zunke, Geschäftsführer Sprinkenhof GmbH: „Es freut uns, ein für Hamburgs Kultur so bedeutendes Projekt als Realisierungsträgerin zu betreuen, um das MARKK in seine zukunftsweisende Rolle für Hamburg zu begleiten. Ein bedeutender Meilenstein dorthin ist mit dem Abschluss des Vergabeverfahrens im vergangenen Dezember geschafft, welches Abstimmungen in zahlreichen Gremien und Terminen erforderte, um den Interessen aller Projektbeteiligten und gleichermaßen den Anforderungen des Fördermittelgebers nachzukommen. Wir sind nun sehr gespannt auf die weiteren Planungen der Architektenteams hinsichtlich eines denkmalgerechten, architektonischen Rahmens für eine inhaltliche Neuaufstellung und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem MARKK, der BKM, BIWERMAU Architekten aus Hamburg und den Pariser Planern von Lina Ghotmeh — Architecture.“
Lina Ghotmeh, von Lina Ghotmeh — Architecture: „Wir freuen uns sehr, diese spannende Reise anzutreten, um dem MARKK Museum neues Leben einzuhauchen. Dieses Museum ist ein Zeugnis der reichen Geschichte dieser Hafenstadt, einem Zentrum des Handels, des Austauschs und der Kultur. Das Gebäude beherbergt eine riesige Sammlung aus aller Welt, die der Welt gehört und vielfältige Geschichten und Vermächtnisse zeigt. Wir haben das MARKK als ein Gefäß neu konzipiert, das traditionelle Gewissheiten in Frage stellt – ein Ort für Workshops, Kreation und Zusammenarbeit, der Empathie fördert. Es ist ein Ort, der die Vergänglichkeit und den ständigen Wandel feiert, der unsere Welt definiert. Wir sind zuversichtlich, dass diese Umgestaltung das MARKK zu einem wichtigen Ziel und Treffpunkt für sein Publikum und darüber hinaus machen wird.“
Michael Biwer, von BIWERMAU Architekten BDA: „Was das bestehende MARKK-Museum wirklich einzigartig macht, ist die Möglichkeit, dem Transformationsprozess, der auf eine Neuausrichtung des Museums abzielt, einen baulichen Ausdruck zu verleihen, der ein Gleichgewicht zwischen Bewahrung und zeitgenössischer Erneuerung schafft. Gemeinsam mit Lina Ghotmeh – Architecture vereinen wir unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen und freuen uns auf einen bereichernden Austausch, der dem MARKK-Museum zu neuer Vitalität verhelfen wird.“
Lina Ghotmeh – Architecture ist ein in Paris ansässiges Architekturbüro unter der Leitung der Architektin Lina Ghotmeh, die für ihr Engagement für nachhaltiges, auf den Menschen ausgerichtetes und umfeldsensibles Design bekannt ist. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine ausgeprägte Affinität zu Materialien aus, die sinnliche Räume schaffen, und die sowohl mit der Umwelt als auch mit der Geschichte in Einklang stehen und gleichzeitig eine starke Verbindung zwischen Menschen und der gebauten Welt fördern. Zu ihren herausragenden Projekten gehören der „Stone Garden“-Tower in Beirut, der von dem Architektur und Design Magazin Dezeen zum „Projekt des Jahres 2021“ gekürt und auf der 17. Architektur-Biennale in Venedig ausgestellt wurde, sowie Arbeiten im MAXXI-Museum in Rom und im Cooper Hewitt Designmuseum in New York. Zu den weiteren bedeutenden Projekten gehören das Estnische Nationalmuseum, das für den Mies-van-der-Rohe-Preis nominiert wurde und Gewinner des Grand Prix Afex 2016 war. Außerdem das Ateliers Hermès, das Frankreichs erstes energiepositives, kohlenstoffarmes Produktionsgebäude ist, das mit dem Opal Award 2023 ausgezeichnet wurde. Lina Ghotmeh – Architecture entwarf auch den renommierten 22. Serpentine Pavilion in London und wurde mit dem Entwurf des zukünftigen AlUla Contemporary Art Museum beauftragt. Zuletzt lieferte ihr Studio das vielbeachtete Ausstellungsdesign für die Retrospektive von Olga de Amaral in der Fondation Cartier in Paris. Ghotmehs akademische Laufbahn beinhaltet eine Tätigkeit als Louis I. Khan Professorin in Yale, den Gehry-Lehrstuhl an der University of Toronto (2021–2022) und die Kenzo Tange Lehrposition in Harvard 2024. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Schelling-Architekturpreis (2020) und der Great Arab Minds Award (2023).
Das Hamburger Büro BIWERMAU Architekten BDA, unter der Leitung von Michael Biwer und Thomas Mau, hat sich einen Namen gemacht für das Bauen im denkmalgeschützten Bestand. Dabei verfolgen sie das Konzept der empathischen Architektur, das sich in ihrem einfühlsamen Umgang mit Gebäuden, Räumen und gewachsenen Strukturen zeigt. Sie streben nach einer harmonischen Balance zwischen dem Erhalt des historischen Kontextes und der baulichen Erneuerung. Unter Berücksichtigung zeitgemäßer Anforderungen und Nutzungskonzepte transformieren sie die historische Substanz zu einer zeitgemäßen Architektur mit einem nachhaltigen Mehrwert für die Nutzer, die Umgebung und die Gesellschaft. Die Erfolge von BIWERMAU basieren auf einer Kultur der offenen Zusammenarbeit. Sowohl innerhalb des Teams als auch mit ihren externen Partnern. Michael Biwer (Dipl.-Ing. Architekt BDA, Jahrgang 1966) und Thomas Mau (Dipl.-Ing. Architekt BDA, Jahrgang 1967) arbeiten seit mehr als 20 Jahren zusammen. 2011 gründeten sie gemeinsam BIWERMAU Architekten BDA. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. Beispielhafte Projekte im Denkmalschutz und Welterbe sind: Speicherumnutzungen in der Hamburger Speicherstadt, z. B. Hauptzollamt und Maschinenzentralstation; Gut Hasselburg, Neustadt; Waterworks, Blankenese Falkensteiner Ufer; Kraftwerk Bille, Hamburg Darüber hinaus Projekte im Kontext der Hamburger Innenstadt, Kontorhäuser im Burstah Ensemble und am Gänsemarkt.
Ablauf des Vergabe-Verfahrens
Die Ausschreibung des EU-weiten Vergabe-Verordnungs-Verfahren (VgV) zur Findung geeigneter Planungsbüros für die Modernisierung des denkmalgeschützten Gebäudes wurde im Mai 2024 durch die Sprinkenhof GmbH publiziert. Bis Ende Juni waren 24 Bewerbungen von Architektenteams bei der Sprinkenhof GmbH eingegangen. Das Auswahlgremium, bestehend aus dem Oberbaudirektor, der Behörde für Kultur und Medien und dem Denkmalschutzamt, der ausführenden Sprinkenhof GmbH und des Museums am Rothenbaum (MARKK) traf in dem zweistufigen Verfahren Ende Oktober 2024 ihre Wahl.